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F I: unregelmässige, leicht geöffnete oder geschlossene, kreisförmige Figurationen deuten auf eine integrierte Ich-Struktur hin. Sie korrespondieren in der Regel mit einem lebendigen, "runden" Ich-Gefühl. Die Abgrenzung gegen das Nicht-Ich ist nicht starr, sondern berücksichtigt differenzierende Situationen unter unterschiedlichen Bedingungen.
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F II: einfache, geschlossene Figurationen mit starrer bzw. geometrischer Abgrenzung treten dann auf, wenn die Ich-Grenze die Funktion eines differenzierenden Wahrnehmungsorgans zur Unterscheidung zwischen Ich und Nicht-Ich nicht erfüllen kann. Diese Menschen denken, fühlen oder urteilen regelhaft undifferenziert bzw. rigide kategorisierend und neigen dazu, mit ihren Urteilen in einem "Schwarz-Weiss-Denken" über "einen Kamm zu scheren". Diese Menschen fühlen sich oft innerlich zugemauert, leer bzw. depressiv. Ihre Ich-Struktur ist meistens wenig strukturiert und wird kompensatorisch durch eine Scheinidentität überdeckt.
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F III: gespaltene, bzw. mehrkernige Figurationen deuten auf eine nicht integrierte spannungsgeladene Ich-Struktur hin. Die einzelnen nicht integrierten Bereiche des Ichs lassen sich oft in Bedeutungspaare wie kindlich-erwachsen, männlich-weiblich, privat-beruflich, bewusst-unbewusst, Gewünschtes-Defordertes usw. unterteilen, die im Rahmen einer problemvollen Sozialisation nicht zu einem Ganzen integriert werden konnten.
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F IV: konkretistische Figurationen scheinen einem vorsymbolischen bzw. vorabstrakten Denken oder einer körper-ich-haften Kommunikation zu entsprechen. Diese Figurationen werden vor allem von Menschen gewählt, die sich überwiegend anhand ihrer sinnlichen Wahrnehmung orientieren und die in der Regel auf Probleme mit psychosomatischen Reaktionen reagieren.
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F V: offene Linien, punktförmige oder andersartige Figurationen mit grossen Öffnungen deuten auf ein schweres Defizit in der Abgrenzungsfähigkeit hin. Diese Menschen sind in der Regel nicht in der Lage, sich gegen fremde Ansprüche, Wünsche und Forderungen abzugrenzen. Sie bleiben deshalb partiell von anderen Menschen bzw. Institutionen als sogenannte Hilfs-Ichs abhängig. In Trennungs- bzw. Krisensituationen kann es zu psychotischen Reaktionen oder zum vollständigen Zusammenbruch der mühsam kompensierten Als-ob-Persönlichkeit kommen.
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F VI: chaotisch-abstrakte bzw. -konkretistische Figurationen Diese letzte Kategorie umfasst alle Figurationen, aus denen sich keine typische Ich-Struktur ableiten lässt, und die sich aus mehreren unterschiedlichen, wirren bzw. unzusammenhängenden Bilderszenen zusammensetzen. Jedes Darstellungselement zeigt für sich genommen ein eigenes nicht integriertes Ich-Erlebnis auf unterschiedlicher Abstraktionsebene. Zu dieser Gruppe zählen z.B. Testpersonen, die drogenabhängig oder sozial verwahrlost sind.
Die untenstehende Abbildung zeigt das Ergebnis einer prozentualen kategorialen Einordnung der Grenzfiguren (Figurationen), die im Rahmen der Untersuchung zur Validierung des IGTO anhand verschiedener klinischer Extremgruppen (n>2'000) und einer Kontrollgruppe gewonnen wurde. Das Ergebnis zeigt, dass 38.3 % der Personen aus der Kontrollgruppe eine geschlossene, kreisartige Ich-Grenze zeichneten (F I). Psychiatrische Patienten mit depressiver Symptomatik stellten zu 28.85 % starr geometrische Figurationen (F II), psychosomatisch reagierende Patienten zeigten ihr Maximum bei den konkretistischen Figurationen (31.7 %) (F IV), Psychiatriepatienten mit der Diagnose Schizophrenie zeichneten zu 30.4 % offene Linien, punktförmige oder andersartige Figurationen mit grossen Öffnungen (F V) und drogenabhängige Testpersonen stellten überwiegend ungeordnete, uneinheitliche bis chaotische Bildszenen dar (F VI).
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