Das, was für gut, recht und schön befunden wird, bestimmen Gruppen von Menschen in wechselnder Zusammensetzung, die den Grundsätzen der Gruppendynamik unterworfen sind. Diesen Gesetzen entsprechend sind es vor allem sensible und einfühlsame Menschen, die den Puls der Zeit zuerst spüren, die den Trend erkennen, die Mode kreieren und Kunst erschaffen, die wiederum alle auch vergänglich sind wie alle Bedingungen des gesellschaftlichen Wandels und wie das Menschengeschlecht als solches.
Es ist der Mikrokosmos der Gruppendynamik, es sind die Grundgesetze des menschlichen Zusammenlebens, die sich im Makrokosmos der Völker täglich wiederholen. Was vor Tausenden von Jahren die Menschen erlitten, erkämpft und gestaltet haben, folgte den gleichen inneren Gesetzen und Notwendigkeiten, die uns noch heute bestimmen. Die alten heiligen Bücher und Protokolle, die religiösen Geschichten und Rituale sind eine bildhafte Darstellung dieser gruppendynamischen Grundprozesse und bleiben deshalb ewig wahr, solange Menschen auf dieser Erde leben und miteinander in Beziehung treten.
Es kann beobachtet und studiert werden, wie sich die ersten rigiden Normen bilden, wie sie sich weiterentwickeln, ausdifferenzieren, in einem ständigen Prozess der Vereinbarung, Anerkennung, Duldung, Bestätigung und Bestreitung von Ansprüchen, bis sie sich in einer Rechtsordnung niederschlagen und schliesslich in einem Gesetzeswerk gefügt und verankert werden.
Dabei ändern sich die Bedürfnisse der Menschen laufend mit den Veränderungen der gesellschaftlichen Bedingungen. Aus diesen Gründen ist die gesetzgeberische Arbeit ein dynamischer Prozess und kann deshalb nur von sich gruppendynamisch regelnden Gruppen, wie sie z.B. Parlamente darstellen, geleistet werden.