Nachwort
Warum wurde dieses Buch geschrieben? Warum gerade jetzt, und warum nicht vor zehn Jahren? Gibt es vielleicht bestimmte Zeiten, bestimmte sensible Augenblicke, in denen ein Thema aktuell ist? Ist es sogar so, dass aktuelle Themen heranreifen müssen, wie die Früchte auf den Bäumen, und mit den allgemeinen kulturellen Vorgängen in einer komplexen Wechselwirkung stehen? Vielleicht muss eine Gesellschaft bereit sein, ein bestimmtes Thema aufzugreifen, innerlich geneigt sein, es zu assimilieren, sich von den Gedanken berühren und bewegen zu lassen. Vielleicht muss diesem Thema ein bestimmtes anderes vorangehen und ein weiteres nachfolgen? Vielleicht ist dieses Thema in einem vielschichtigen zeitlosen Netz verknüpft, in einer logischen Ordnung organisiert, und vielleicht ist dieses Thema gleichzeitig mit dem Zeitgeist, mit der Philosophie, mit der Wirtschaft, mit dem Bildungsstand und mit dem Technischen Fortschritt einer gesellschaftlichen Situation untrennbar verbunden?
Wir wissen es nicht. Wir machen aber immer wieder die Erfahrung, dass in bestimmten Epochen bestimmte Themen wie aus dem Nichts auftauchen, plötzlich da sind und vom ersten Augenblick an als wichtig, bedeutsam bzw. wirkungsvoll erlebt werden. Sie haben eigenartigerweise plötzlich die Kraft, die Herzen der Menschen im Flug zu erobern, sie im Innersten zu bewegen und zu bewirken, dass sie von Mund zu Mund gereicht werden. Sie künden sich zwar leise an, von wenigen Menschen gespürt, werden plötzlich aufgegriffen, von den Medien weitergetragen und stehen jäh im Mittelpunkt des Interesses.
Und plötzlich, nach einigen Jahren, dreht der Wind, verschwinden die Gedanken, verblassen die Ideen und fallen wie aus der Mode und der Zeit. Vielleicht deswegen, weil sie in der Zwischenzeit zum integralen Bestandteil unseres Denkens geworden sind.
Das war beim Thema Sexualität so, das war beim Begriff der Masse so, als mit dem Aufkommen des Nationalismus in der Welt extreme Massenbewegungen zu beobachten waren und das war mit dem Phänomen Gruppe so.
Ist die Rivalität vielleicht auch so ein Thema, auf das die Zeit wartet? Ist die Zeit vielleicht gekommen, dass man über dieses Thema redet? Der Begriff "Rivalität" schien anfangs verschwommen, ungreifbar und schwer zu vermitteln. Nur langsam enthüllte sich die Brisanz des Gegenstandes, die wichtige Rolle, die diesem Gefühl zukommt. Wenn aus dem grauen, amorphen und undifferenzierten Begriffsgemenge "Rivalität" langsam die "destruktive Rivalität" wie Faulschlamm herausgewaschen wird, zeigt sich plötzlich und völlig überraschend der strahlende "Silberblick" des reinen Metalls, die "konstruktive Rivalität". Ohne Differenzierung wird es kein Verständnis geben. Erst das Herauslösen der konstruktiven Komponente der Rivalität aus der unseligen Verquickung mit den destruktiven Anteilen macht den inneren Blick für die Erkenntnis frei.
Letztlich wird es darum gehen, das Tabu zu brechen, mehr Angst zuzulassen und damit der Lebendigkeit und dem Lebensglück neue Felder zu öffnen. Damit wird Energie und Struktur gewonnen, Energie in der zwischenmenschlichen Kommunikation und der Gewinn psychischer Strukturen.